Schuppentiere – weder stumm noch dumm

Ich hatte das Privileg, mit dem wohl bedeutendsten Tierbeobachter seiner Zeit viele Stun-den vor seinen Aquarien zu sitzen. Erst später weiß man zu schätzen, welchen Reichtum an Erfahrung und Wissen man als kleiner Student spielerisch erfuhr. Ich kam in den Kreis von Konrad Lorenz als ein nicht ganz Unbescholtener, kannte ich doch die Schuppentiere aus ihren natürlichen Lebensraum. Jetzt jedoch lernte ich mehr über ihr Innenleben – über ihre kognitiven Leistungen. Und da gab es Vieles, das mich von Jahr zu Jahr mehr begeis-terte und ins Staunen versetzte. Ich entdeckte komplizierte Sozialstrukturen, persönliches Erkennen, ungewöhnliche Gedächtnisleistungen, so etwas wie Empathie, Generationskon-flikte, Vorstufen des Denkens, gar Traditionen und vorkulturelles Verhalten. Ein Fisch, der berühmte Nemo, wechselte sein Geschlecht vom Männchen zum Weibchen durch agg-ressive Dominanz, aslso unter sozialer Kontrolle.  Eine Fischgruppe schaffte es gar auf die goldene Platte, die die NASA als Nachricht unseres blauen Wasserplaneten mit der Voya-ger Sonde 1978 ins Weltall schoß. Als ich im Experiment die Lösung eines räumlichen Problems Kleinkindern und erwachsenen Drückerfischen mit identischen Geräten auf die Probe stellte, war der Fisch dem 26-monatigen Kleinkind überlegen. Fazit: Fische sind weder stumm noch dumm.

Projektzeitraum 1965-2014 Schuppentiere - weder stumm noch dumm Schuppentiere - weder stumm noch dumm